DIE GESCHICHTE DES LANDSITZES ENERGIE
Eine gelebte Idee
»Von Osten nach Westen zog sich ein weites Tal, in welchem früher der Muldefluß geströmt war. Gegenwärtig floß er einige Kilometer weiter nördlich und im Tal war nur ein schmales Bächlein nachgeblieben […]. Ein stundenweiter Wald, der bis Grimma reichte, schloß sich nach Westen unmittelbar an das Grundstück.«
WILHELM OSTWALD, LEBENSLINIEN, 1926/27
Der Landsitz in Großbothen, 1901 von Wilhelm Ostwald erworben, war zunächst ein Ort der Sommerfrische und schließlich ganzjähriges Zuhause der Familie. Ab 1906 etablierte Ostwald hier seine Forschungsstätte unter dem Namen „Energie“ und machte sie zum Treffpunkt der akademischen Eliten.
Nach dem Tod Wilhelm Ostwalds im Jahr 1932 verblieb der Nachlass in Großbothen und wurde zum Archiv. Der Park und seine Häuser erfuhren über die Jahre sehr verschiedene Nutzungen, unter anderem dienten sie im 2. Weltkrieg als Flüchtlingsunterkunft.
Im Jahr 1953 veranlassten die Kinder von Helene und Wilhelm Ostwald die Schenkung des Parks an die Akademie der Wissenschaften der DDR, ein Teil des umfangreichen schriftlichen Nachlasses wurde nach Berlin verlegt, Bibliothek und historische Ausstattung verblieben vor Ort. Zu DDR-Zeiten wurde das Areal als Gedenkstätte eingerichtet, darüber hinaus auch als Forschungs-, Produktions- und Arbeitsstätte genutzt.
Mit Wirkung zum 3. Oktober 1990 wurde der Freistaat Sachsen Eigentümer der Anlage; die Pflege des Nachlasses übernahm die im gleichen Jahr gegründete Wilhelm Ostwald Gesellschaft. Anfang der 2000er-Jahre drohte dem Park das Aus aufgrund der Spar- und Kürzungspolitik des Freistaates Sachsen.
Mit der Gerda und Klaus Tschira Stiftung, die sich seit dem 1. Januar 2009 um das Areal kümmert, gab es einen Kurswechsel: von der Gedenkstätte hin zu einem offenen Ort mit Museum, Archiv, Tagungszentrum für Wissenschaftler, vielseitigen Veranstaltungen, Pädagogikangeboten, Sonderausstellungen sowie Kooperationen mit verschiedenen Partnern und Institutionen.