Objekt des Monats Dezember
Laborgefäße aus der Porzellan-Manufaktur Meißen
In der Porzellan-Manufaktur Meißen wurden Anfang des 20. Jahrhunderts neben den weltberühmten Tafelporzellanen und Porzellanfiguren auch Gebrauchsgeschirr wie beispielsweise Gefäße für den Laborbedarf hergestellt. Dazu gehörten Abdampfschalen, Schmelztiegel, Kochbecher, Reibschalen, Trichter, Filter und vieles mehr. Die Laborgefäße wurden aus einem speziellen Material, dem Meissner Hartporzellan angefertigt, das sich besonders für chemische und technische Zwecke eignete. Die sogenannte „Masse F38“ war ein Hartporzellan mit etwa 27 % Aluminiumoxydgehalt, welches sich für große und starkwandige Gegenstände eignete. Es konnte glasiert oder unglasiert hergestellt werden, beide Varianten waren dicht und gasundurchlässig. Die Widerstandsfähigkeit gegenüber Säuren und Hitze war sehr gut, ebenso die Druckfestigkeit und Elastizität.
Im Nachlass des Chemikers Wilhelm Ostwald (1853 – 1932) befinden sich zwei Fragmente von Farbmühlen sowie zwei kleine Farbpaletten. Als Erzeugnisse der Meißner Porzellan-Manufaktur werden sie durch die mit Unterglasurfarbe aufgetragenen kobaltblauen gekreuzten Schwertern auf der Unterseite beziehungsweise an den Wandungen der Gefäße definiert. Die beiden Farbpalletten aus Meissner Porzellan sind jeweils in zwölf gleich große Vertiefungen aufgeteilt, nutzbar für die Aufbewahrung von Pulvern oder Flüssigkeiten. An der Oberseite sind die Palletten glasiert, an der Unterseite teilweise.
Die Farbmühlen bestehen aus jeweils zwei Porzellanteilen – dem Topf und dem darin liegenden zylindrischem Reiber. An den Außen- und Oberseiten sind die Farbmühlen glasiert, an den Unterseiten sowie an den Reibstellen unglasiert. Sie wurden in vier verschiedenen Größen zum Verkauf angeboten. Durch die Drehung des Reibers konnte grobes Farbpulver in feine Partikel zerkleinert werden. Die Funktionsweise war ähnlich wie bei einem Mörser oder einem Reibstein. Die Mühlen waren für Nassmahlungen vorgesehen. Das heißt, die Farbpartikel wurden mit Wasser vermengt und dann gemahlen. In der Minute drehte sie sich 80 bis 100 Mal. Zu einer vollständigen Farbmühle gehörten weitere Teile, möglicherweise Gehäuse, Antrieb, Zu- und Abläufe, die nicht überliefert sind. Die Farbmühlen verwandt Wilhelm Ostwald vermutlich als er Anfang des 20. Jahrhunderts ein neues Farbordnungssystem erstellte. In der eigens für die Farbforschung gegründeten Firma, den Energie-Werken GmbH, wurde 1920 bis 1923 zahlreiches Anschauungs- und Anwendungsmaterial bezüglich der Ostwaldschen Farbenlehre in Großbothen hergestellt. Dazu zählten beispielsweise Pulverorgeln, Farborgeln, Farbkästen, Farbfibeln und Farbtafeln.
Größe Farbmühle: Höhe: 12 cm Durchmesser: 20,2 cm
Größe Farbpallette: 5,7 × 8 × 1 cm
Quellen: Mitteilungen der Staatlichen Porzellan-Manufaktur Meißen, 1936 https://www.meissen.com/de/