Objekt des Monats Januar 2024
Aus der Welt der Farben
Das Sonderheft 7 der Hauszeitschrift der Farbenwerke Springer & Möller wurde anlässlich des 75. Geburtstags von Wilhelm Ostwald im Jahr 1928 herausgegeben. Die Farbenwerke Springer & Moeller, welche am 1. Oktober 1895 von zwei Leipziger Kaufleuten gegründet wurden, exportierten zu ihrer Blütezeit ihre Produkte in die ganze Welt. Die Erfolgsgeschichte der Firma begann mit der Eröffnung eines kleinen Ladengeschäfts am Leipziger Brühl. 1907 wurde der Firmensitz nach Leipzig Leutzsch verlegt. Die Enteignung der Springer & Möller AG durch Volksentscheid vom 30. Juni 1946 wurde 1948 rechtskräftig. Die neue Firmenbezeichnung lautete Springer & Möller VEB, Lack- und Farbenfabrik, Leipzig-Leutzsch. Im Juli 1948 wurde im Zusammenhang mit der Zuordnung zur VVB (Vereinigung Volkseigener Betriebe) Lacke und Farben, Leipzig, der Betrieb im Handelsregister gelöscht. Das Kombinat Lacke und Farben galt ab 1979 in der DDR als Alleinhersteller von Lacken aller Art, Farben und Kunstharzen. Später wurde der VEB Farben- und Lackfabrik Leipzig in eine GmbH umgewandelt und von der Herberts GmbH, einer Tochter des Hoechst-Konzerns und Produzenten von Autolacken, aufgekauft. Im Jahr 1997 endete die Geschichte des ehemaligen Leipziger Traditionsunternehmens mit seiner endgültigen Schließung.
Im Vorwort des Sonderheftes wird Wilhelm Ostwald folgendermaßen geehrt: „Geheimrat Wilhelm Ostwald, dem Begründer der messenden Farbenlehre, entbieten Herausgeber und Schriftleitung der Zeitschrift „Aus der Welt der Farben“ anläßlich seines 75. Geburtstages aufrichtigste Glück- und Segenswünsche. Möge der unermüdliche Gelehrte, der vorbildliche Denker und Meisterforscher, sich noch viele Jahre bester Gesundheit und Geistesfrische erfreuen und im Sinne deutscher Kultur schaffen.“
Der Autor von zwei Artikeln in dem Sonderheft war der Grafiker, Illustrator und Schriftsteller Rudolf Engel-Hardt, eigentlich Rudolf Albert Engelhardt (1886 – 1968). Im ersten Beitrag Ostwalds Farbenlehre und das Buchgewerbe befasste sich der Autor mit dem Zusammenhang von Wilhelm Ostwalds Farbsystem, der daraus entstandenen Harmonielehre und dem Handwerk der Buchdrucker. „Mit bewundernswerter Klarheit hat Ostwald nach erfolgter Ordnung der Farben diejenigen Bedingungen erkannt, die erfüllt sein müssen, wenn eine farbige Zusammenstellung harmonisch wirken soll […]“ Für das Handwerk der Buchdrucker und „Buchgewerbler“ schlägt Engel-Hardt vor, die Ostwaldsche Farbenlehre und damit verbundene Harmonielehre selbst für einfache Druckerzeugnisse des täglichen Gebrauchs zu nutzen und in ein „[…] harmonisches farbiges Gewand zu kleiden.“ Dies wurde anhand von Abbildungen von farbtongleichen Harmonien (Schattenreihen) des gleichen Farbtons (Rot 9) und farbtonverschiedenen Harmonien (Dreiklang) von drei wertgleichen Farben (Gelb, Veil und Seegrün) von Wilhelm Ostwald erklärt.
Anschließend folgt ein Artikel von Wilhelm Ostwald selbst mit dem Titel: Farbenharmonie-Lehre für Buchdrucker, indem er seine Herangehensweise zur Harmonielehre aufzeigt und anhand von verschiedenen Darstellungen mit dem Hornraben verbildlicht. Die Abbildung der „24 Abwandlungen des Vierers 5–11–17–23 na“ dient der Veranschaulichung der Mannigfaltigkeit von vier verschiedenen Farben (Kress, Veil, Eisblau, Laubgrün) seines Farbsystems. Das Sonderheft „Aus der Welt der Farben“ wird in der aktuellen Dauerausstellung gezeigt.
Maße: 30,2 × 24,1 cm
Umfang: Seiten 73–88