Objekt des Monats September 2023
Die Farbenfibel
Unter Wilhelm Ostwalds Büchern zur Farbenlehre stellte sich die Farbenfibel als Bestseller im heutigen Wortsinne heraus. Die 1. Auflage erschien 1916 mit 1200 Exemplaren und trotz der Kriegsjahre konnte Ostwald innerhalb weniger Monate die Auflage 2./3. veröffentlichen. In den folgenden Auflagen gab es immer wieder Verbesserungen des Inhaltes, zum Teil auch Änderungen von Begrifflichkeiten. In jeder neuen Auflage erschien im Vorwort die jeweilige Erklärung hierzu. Wilhelm Ostwald ließ einige Doppelauflagen, beispielsweise 2./3. oder 4./5. drucken. Insgesamt erschien die Farbenfibel bis 1930 in 15 Auflagen, eine 16. konnte 1944 (12 Jahre nach dem Tode Ostwalds 1932) nachgewiesen werden. Diese 16. Auflage wurde textlich und wissenschaftlich von Grete Ostwald und Gerhard Streller begleitet.
Die Bezeichnung Farbenfibel sollte ausdrücken, dass in diesem Buch die allgemeinen „Tatsachen und Gesetze der Farbenlehre in rein lehrhafter Form“ niedergeschrieben sind. Die Farbenfibel erschien fest gebunden, zum Teil auch in einem Karton-Schuber, und umfasste in jeder Auflage circa 45 Seiten. Sie wurde im „hauseigenen“ Verlag von Wilhelm Ostwald, dem Unesma-Verlag G. m. b. H. gedruckt, welcher seinen Sitz in der Kantstrasse 17 in der Leipziger Südvorstadt hatte.
Auf der Vorderseite des Einbandes war immer ein Quader aus drei verschiedenen Farbbeispielen auf schwarzem Grund abgebildet. Je nach Auflage veranschaulichen neben 8 bis 10 Prinzipzeichnungen zu den Farbdreiecken auch zwischen 192 und 252 Farbmuster das gesamte Farbenspektrum. Diese Farbmuster wurden teils von Wilhelm Ostwald selbst, teils „unter seiner unmittelbaren Aufsicht durch Handarbeit hergestellt und sind deshalb viel genauer, als gedruckte es in dieser Zeit sein können.“
Die Farbenfibeln in der 1. und 2./3. Auflage enthalten Kapitel zu folgenden Themen: „Bunte Farben“ und „Unbunte Farben“. Im Kapitel „Unbunte Farben“ geht Wilhelm Ostwald auf die Mischungen von Weiß und Schwarz ein und erläutert die dabei zustande kommenden Graustufen, auch Grauleiter genannt. Weitere Kapitel sind „Ordnung und Bezifferung der Farben“, „Messung der Farben“ und „Zusammengehörige Farben“. Ab der 4./5. Auflage werden dann zusätzlich Themen wie „Hellklare, dunkelklare und trübe Farben“ aufgegriffen, sowie die Beschreibung und Erläuterung des Farbkörpers und ein Kapitel zur „Harmonie der Farben“ hinzugenommen. Für diese beiden Themen entfallen die Kapitel „Messung der Farben“ und „Zusammengehörige Farben“.
Vor allem der Begrifflichkeit und der Beschreibung zur „Harmonie der Farben“ widmete Wilhelm Ostwald viel Zeit. Er kam zu dem Schluss, dass einige Kombinationen von Farben als angenehm (harmonisch) und andere als unangenehm (unharmonisch) empfunden werden. Im Abschnitt „Der Farbkörper“ erklärt er, wie dieser sich aus dem Farbtonkreis, der laut Ostwald alle Farbtöne aufzeigt, und den Farbtondreiecken zusammensetzt. Der dabei entstandene Doppelkegel ist eine „Darstellung der gesamten Farbenwelt“.
Auf den letzten Seiten des Buches machte Wilhelm Ostwald Werbung für weitere Veröffentlichungen zum Thema Farbe, die bei ihm in Großbothen oder beim Unesma-Verlag erworben werden konnten, beispielsweise den Farbenatlas, malfertige Farben oder einen Farbenmesser (Chrometer).
Maße: 16 × 22,5 cm (geschlossen)
Quelle: Die Farbenfibel, Wilhelm Ostwald