Objekt des Monats Juli
Fotomappe „Im Institut / Leipzig 1900“



Wilhelm Ostwald (1853–1932) arbeitete von 1887 bis 1906 als Professor für Chemie an der Universität Leipzig. Im Jahr 1898 wurde das neue Physikalisch-chemische Institut in der Leipziger Linnéstraße 2 eröffnet, von den Chemikern kurz „Institut“ genannt. Die Fotomappe „Im Institut“ beinhaltet 14 lose innenliegende Fotos aus der Zeit um 1900, die das Institutsgebäude von außen und innen zeigen sowie die Menschen, die darin arbeiteten. Das Gebäude war zur Zeit seiner Eröffnung modern eingerichtet mit Arbeits- und Geräteräumen sowie zwei Hörsälen für das Studium der Chemie. Mittig des Gebäudeensembles, in einem separaten Gebäude befand sich die Direktorenwohnung, in der Wilhelm Ostwald mit seiner Frau und den gemeinsamen fünf Kindern wohnte und arbeitete. Beide Gebäude waren durch einen Übergang miteinander verbunden. In einer Glasveranda mit Freitreppe in den Garten befand sich Wilhelm Ostwalds bevorzugter Arbeitsplatz.
Die Fotomappe ist mit rotem Stoff bezogen, welcher mit einem dezenten Blumenmuster versehen ist. Auf der Vorderseite sind die Schriftzüge sowie Dekorationsmuster in Gold eingeprägt. Die Fotos, die auf Kartons aufgeklebt wurden, zeigen Chemiker bei der Arbeit, am Labortisch sitzend oder stehend, diskutierend oder vertieft in die Tätigkeit. Namentlich genannt sind die Chemiker Jacobus Henricus van ’t Hoff (1852–1911), Harmon Northrop Morse (1848–1920), Gerhard Just (1877– nach 1944), Alwin Mittasch (1869–1953), Max Bodenstein (1871–1942) und Robert Luther (1867–1945). Einige wenige Fotos zeigen die gemeinsam verbrachte Freizeit im Institut, zum Beispiel eine Weihnachtsfeier oder ein Fest mit dem Titel „Haydns Kindersymphonie“.
Ein weiteres Foto zeigt die sogenannte wissenschaftliche Familie, in die alle Studenten von Wilhelm Ostwald und seiner Frau Helene aufgenommen wurden. Helene Ostwald hatte es sich zur Aufgabe gemacht, jeden Mittag die Studenten mit Kaffee und Brot zu versorgen. Auf dem Foto sieht man die Studenten im Treppenhaus des „Instituts“ stehend, die Kaffeetassen haltend in die Kamera schauend. In der Autobiografie Lebenslinien von Wilhelm Ostwald heißt es dazu: „Es bereitete meiner Frau das größte Vergnügen, in dem Treppenraum, wo die Kannen aufgestellt wurden und den sie von unserer Wohnung aus übersehen konnte, die Studenten mit ihren Kaffeetassen auf den Stufen hocken zu sehen, wie die Spatzen auf der Dachrinne.
Das physikalisch-chemische Institut trägt seit 1998 den Namen „Wilhelm-Ostwald-Institut für Physikalische und Theoretische Chemie“.
Maße:
Mappe 22 × 26,5 × 3 cm (geschlossen),
Fotos 12 × 17 cm
Quellen:
Ostwald, Wilhelm: Lebenslinien, Band II, 1927, Seite 272
https://de.wikipedia.org/wiki/Wilhelm-Ostwald-Institut