Objekt des Monats Dezember 2023
Nobelpreisurkunde Wilhelm Ostwalds
1909 erhielt Wilhelm Ostwald (1853 – 1932) den Nobelpreis auf dem Gebiet der Chemie. Die Auszeichnung ist mit einer Urkunde, einer Medaille sowie einem Preisgeld verbunden. Überreicht wurde der Chemie-Nobelpreis am 10. Dezember 1909 vom schwedischen König Gustav V. (1858 – 1950) im Spiegelsaal des Stockholmer Grand Hotels.
Die Nobelpreisurkunde besteht aus zwei einzelnen Pergamentblättern, die in eine graublaue Ziegenledermappe eingesteckt sind. Sie wurde von der schwedischen Künstlerin und Kalligraphin Sofia Gisberg (1854 – 1926) in Handarbeit angefertigt. In der Gestaltung bilden die zwei Seiten eine Gesamtkomposition, die als Einheit zu betrachten ist. Ostwalds Urkunde entstand als Unikat, sie ist links unten von der Künstlerin signiert. Bei der bildkünstlerischen Gestaltung dominiert eine Umrahmung aus grünem und goldenem Lorbeerlaub, darin eingebettet sind zwei rechteckige Felder mit folgenden kunstvoll geschriebenen Texten.
linke Seite: schwedisch im Original, deutsche Übersetzung:
Die königlich schwedische Akademie der Wissenschaften hat bei ihrer Zusammenkunft am 9. November 1909 gemäß der Vorschriften in dem von ALFRED NOBEL am 27. November 1895 aufgestellten Testament beschlossen, den Preis, der dieses Jahr verliehen wird, „dem der die wichtigste chemische Entdeckung oder Verbesserung gemacht hat.“, an
Fortsetzung rechte Seite:
WILHELM OSTWALD zu geben als Anerkennung für seine Arbeiten über Katalyse und seine dafür grundlegende Untersuchung über chemische Gleichgewichtsverhältnisse und Reaktionsgeschwindigkeiten.“
Stockholm, den 10. Dezember 1909
Der damalige Präsident der Königlich Schwedischen Akademie der Wissenschaften Hans Hildebrand (1842 – 1913) sowie der Sekretär Christopher Aurivillius (1843 – 1928) signierten die Urkunde.
Die prächtige und würdige Erscheinung der Urkunde wird mittels Hervorhebungen wie aufgebrachtem Blattgold, Goldtropfen, Farben, Prägungen und Schattierungen betont. In den vier Ecken befinden sich jeweils drei Kronen, die das schwedische Landeswappen aufnehmen. Am rechten und linken Rand ist mittig das leicht abgewandelte Logo der Nobelstiftung wiedergegeben. Der Buchstabe „N“ steht für (Alfred) Nobel als Stifter des Preises.
Weitere von Lorbeerkränzen umrahmte Motive zieren die Urkunde. Auf der linken Seite, oben mittig, in Anlehnung an das schwedische Landeswappen, auf einem runden Untergrund eine große sowie drei kleine Kronen zwischen vier Strahlen angeordnet, mittig ein Stern. Auf der rechten Seite, oben mittig, die Zeichnung des Flügelthermostats, welches eine Erfindung Ostwalds war. Darunter ein Teil aus der Formel des Ostwaldschen Verdünnungsgesetzes.
Unten mittig befindet sich auf dem linken Blatt eine brennende Fackel sowie ein aufgeschlagenes Buch. Beides sind Symbole für die geistige Aufklärung, den freien Zugang zu Bildung und zum Licht des Geistes. Auf dem rechten Blatt das Siegel der Königlichen Wissenschaftlichen Akademie Schwedens mit der Beschriftung KONGL · WETENSK · ACAD · SIGILL
Das Original der Nobelpreisurkunde wird im Archiv der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften in Berlin aufbewahrt. Im Wilhelm Ostwald Park ist ein Faksimile als originalgetreue Nachbildung ausgestellt.
Maße: Blätter, einzeln: 25,5 × 36 cm, Mappe aufgeklappt: 38 × 56 cm