Objekt des Monats November
Öl-Kolorimeter
Wilhelm Ostwald entwickelte eine Farbenlehre, die es ermöglichte Farben „nach Maß und Zahl“ zu benennen und zu bestimmen. Die Farben wurden hierbei durch den Farbton – 24 durchnummerierte Farbtöne des Ostwaldschen Farbkreises –, den Weißanteil und den Schwarzanteil eindeutig beziffert. Dieses System fand vielfältige Anwendung in technischen Bereichen, von der Bestimmung der Bodenfarbe oder des Himmelsblaus, der Farbmessung an Tabak- und Kakaoerzeugnissen, bis zur Qualitätskontrolle von Erdölprodukten.
Das im Wilhelm Ostwald Park überlieferte Öl-Kolorimeter der Farbnorm Energie GmbH diente der raschen Bestimmung der Farbe von Isolierölen in der elektrotechnischen Anwendung durch einen Vergleich der Farbe des Öls mit einer Standard-Farbskala bei durchscheinendem Licht. Dazu wurde in das aus Holz, Blech und einer Rückwand aus Mattglas gefertigte Kolorimeter ein mit dem zu prüfenden Öl gefülltes Reagenzglas mit einem Außendurchmesser von 15 mm eingesteckt. Anhand von zehn verschieden gefärbten, auf die Glasrückwand angebrachten Standardfolien, konnte die Farbe des Öls verglichen und eingeordnet werden.
Demselben Zweck diente eine überlieferte Standard-Farbtafel, die dem Buch „Ölbewirtschaftung“ der Wirtschaftsgruppe Elektrizitätsversorgung beigegeben war. Hier sind die Farbvergleichsfolien analog zu anderen Ostwaldschen Standard-Farbleitern als Sprossen in Aussparungen einer Pappkarte (13,5 × 19,5 cm) angebracht und können zum schnellen Vergleichstest mit dem zu prüfenden Öl genutzt werden. Dazu wird das Öl in einem Reagenzglas zwischen die Sprossen der Farbkarte gehalten und vor einer Lichtquelle der passende Standard von 1 bis 10 ermittelt.
Die Farbmessung in dieser Art wurde von der Vereinigung der Elektrizitätswerke e. V. 1930 als qualitative Vorprüfung für die Bedürfnisse der Praxis eingeführt.
„Das Aussehen der gebrauchten Öle kann dem erfahrenen Prüfer bereits Winke für die Art der durchzuführenden Prüfung geben. Die gelbe Farbe des neuen Öles wandelt sich im Laufe der Betriebszeit gegen orange oder rotbraun um.“ (Isolieröle, 1938)
Diese Änderung ließ sich mit der Ostwaldschen Farbskala genormt beziffern. So verschiebt sich der Farbton der zehn Standard Öl-Farbabstufungen, von 24 (drittes Laubgrün nach Ostwalds Farbnomenklatur) auf 7,6 (zweites Rot nach Ostwalds Farbnomenklatur), während der Weißanteil der Farbe von 77 auf null fällt und der Schwarzanteil von 12 auf 99,9 steigt.
Auch heute noch finden derartige Farbvergleiche Anwendung, um zum Beispiel den Raffinierzustand von Erdöl, aber auch die Qualität von Speiseölen einzuschätzen. Anstatt der Ostwaldschen Farbskala werden heutzutage andere Farbskalen verwendet und die Messung wird in der Regel mit elektrischen Photometern durchgeführt.
Die Objekte unserer Sammlung stammen aus der Zeit um 1937 und somit aus den Jahren nach Wilhelm Ostwalds Tod 1932, in denen seine Tochter Grete Ostwald zusammen mit unter anderem dem Verleger Ludwig Ephraim, Leiter des Unesma Verlages und der Farbnorm Energie GmbH, die Aktivitäten Ostwalds bezüglich der Farbenlehre weiterführte.
Maße: H x B x T = 19 × 6,5 × 5 cm
Quellen:
Die Ölbewirtschaftung (Vereinigung der Elektrizitätswerke e. V., Berlin, 1930).
Alber, O. et al. (eds) Isolieroele. (Springer, Berlin, 1938).
Belbin, A. A. Farbe von Ölen. Lipid/Fett 96, 113–117 (1994).