Objekt des Monats Mai 2022
Das Periodensystem der Elemente
Im Nachlass des Chemikers und Chemienobelpreisträgers Wilhelm Ostwald befindet sich ein Periodensystem der Elemente in seltener Ausführung. Das Exemplar ist ein Geschenk aus Russland aus dem Jahr 1912. Die klappbare Tafel besteht aus fester Pappe und lässt sich mit Bändchen zusammenschnüren. Im Innenteil am unteren rechten Rand ist folgende handschriftliche Widmung zu lesen: „Dem hochverehrten Professor der Chemie Wilhelm Ostwald, 1912, N. N. Nevrowitsch“
Herr Nevrowitsch war ein russischer Chemielehrer in Ausbildung und schenkte 1912 dieses Periodensystem Wilhelm Ostwald. In welcher Beziehung Ostwald und Nevrowitsch standen und wie es zu diesem Geschenk kam, ist bisher nicht bekannt. Der angehende Chemielehrer hatte die Tafel auf der Grundlage des Periodensystems von Dmitri Iwanowitsch Mendelejew (1834–1907) selbst angefertigt und ursprünglich im Schulunterricht zu Anschauungszwecken genutzt. Die verschiedenfarbigen Quadrate mit den Abkürzungen der Elemente sowie den Ordnungszahlen sollten den Schülern das Lernen erleichtern. Im originalen Periodensystem von Mendelejew gab es hingegen keine farbigen Unterscheidungen.
Zum Periodensystem von Nevrowitsch gehört ein Begleitheft in russischer Sprache, in dem er die Handhabung der Tafel und die Bedeutung der Farbigkeit erklärt. Des Weiteren liegt ein Papierleporello bei, welches als Ergänzung dient.
Die Tafel trägt die Überschrift “ПЕРIОДИЧЕСКАЯ СИСТЕМА ЕЛЕМЕНТОВЬ Д·И· МЕНДЕЛѢЕВА“ (Periodensystem der Elemente von D. I. Mendelejew) sowie am linken oberen Rand ein Porträt des russischen Chemikers. Daran ist zu erkennen, dass es sich um ein Periodensystem auf der Grundlage der Erarbeitungen von Dmitri Iwanowitsch Mendelejew aus dem Jahr 1869 handelt.
Zuvor hat es eine rund 50-jährige Suche nach einem Ordnungssystem der chemischen Elemente gegeben. Fast zeitgleich finden der russische Chemiker Mendelejew und der deutsche Chemiker Lothar Meyer (1830–1895) im Jahr 1869 den Zusammenhang zwischen den Atommassen und den Eigenschaften der chemischen Elemente heraus. Die damals 63 bekannten Elemente wurden von beiden Chemikern unabhängig voneinander in einem tabellarischen Aufbau angeordnet und dargestellt.
Im Laufe der Zeit sind weitere chemische Elemente hinzugekommen. So zum Beispiel 1955 das Element Mendelevium mit der Ordnungszahl 101, so benannt zu Ehren des russischen Chemikers. Heute sind 118 chemische Elemente bekannt, die letzte Aktualisierung des Periodensystems fand 2015 statt.
Wilhelm Ostwald stand nachweislich von 1886 bis 1898 mit Mendelejew in Briefkontakt. In den Briefen ging es vor allem um Fachtexte, die in der Zeitschrift für physikalische Chemie, Stöchiometrie und Verwandtschaftslehre erscheinen sollten, deren Mitbegründer und Herausgeber Ostwald war. Er „entzifferte“ auch die schwer leserliche Schrift von Mendelejew und übersetzte die Texte aus dem Russischen ins Deutsche. Auch mit Lothar Meyer stand Ostwald im brieflichen Austausch. Seine Texte wurden unter anderem in der Reihe Ostwalds Klassiker der exakten Wissenschaften abgedruckt.
Maß der Tafel (im aufgeklappten Zustand): 78 × 52 cm
Quellen: Wikipedia / Facharbeit von Jessica Deutschbein, 2020