Objekt des Monats Februar
Studentenmütze von Wilhelm Ostwald


Im Alter von 18 Jahren begann Wilhelm Ostwald (1853–1932) das Studium der Chemie. Er verließ im Januar 1872 seine Heimatstadt Riga und ging nach Dorpat, das heutige Tartu in Estland. Zum studentischen Leben gehörte der Eintritt in eine Studentenverbindung. Wilhelm Ostwald entschied sich für die Baltische Korporation Fraternitas Rigensis – die Rigaer Bruderschaft – die ihren Sitz zu dieser Zeit in Dorpat hatte. Die neuen Mitglieder der Studentenverbindung wurden Füchse genannt und die Studentenwohnung war demzufolge das Fuchsquartier. Als Fuchs trug Wilhelm Ostwald zunächst eine schwarze Mütze und gehörte zum sogenannten weiteren Kreis. Ostwald schrieb dazu in seiner Autobiografie: „Was das Studieren anlangt, so wurde uns Füchsen immer wieder erklärt, daß das Einleben in den Geist und das Wesen der Fraternitas für uns das Allerwichtigste sei. Man müsse sich dieser Aufgabe ungeteilt widmen und so sei der Besuch der Vorlesungen als schädliche Ablenkung hiervon eher zu vermeiden.“
Nach wenigen Monaten wurde Wilhelm Ostwald in den sogenannten engeren Kreis der Korporation aufgenommen, was mit einer feierlichen Zeremonie vor versammeltem Festkonvent sowie der Verpflichtung, Ehre und Wohl der Studentenverbindung stets zu wahren, verbunden war. Zu diesem Anlass wurde die schwarze gegen die bunte Mütze getauscht und Ostwald genoss fortan das Burschenschaftsleben, wie er selbst sagte.
Die Studentenmütze, auch Deckel genannt, ist aus blauem Baumwollstoff mit einem halbrunden schwarzen Schild gefertigt. Auf der Oberseite ist sie mit einem Baltenstern aus weißer Kordel bestickt. Jede baltische Verbindung hatte ihren eigenen, charakteristischen Stern. Rings um den Baltenstern befindet sich eine Verzierung in Form eines Kreises, ebenfalls aus weißer Kordel. Die Mütze ist mit einem ca. 3 cm breiten umlaufenden Randband in den Farben Rot-Weiß-Rot versehen. Die Farben der Fraternitas Rigensis waren Blau-Weiß-Rot, die sich in der Mütze sowie in den zugehörigen Bändern widerspiegeln. Das Band, auch Couleur- oder Bierband genannt, wurde über die rechte Schulter gelegt und unter der linken Achsel mit einem Bandknopf befestigt. Die Bänder, in verschiedenen Breiten, und die Mütze galten als Zeichen für die Mitgliedschaft bei der entsprechenden Studentenverbindung. Die Mütze sowie die Bänder, die im Wilhelm Ostwald Park aufbewahrt werden, wurden vermutlich zu Erinnerungs- und Präsentationszwecken zu einem späteren Zeitpunkt in einem Rahmen eingelegt.
Nach Beendigung der Studienzeit bleibt man üblicherweise als Philister oder Alter Herr Mitglied der Korporation. Wilhelm Ostwald fühlte sich aus einem gewissen Pflichtgefühl der Korporation verbunden, entwickelte allerdings auch Kritik an den studentischen Idealen, die dort vertreten wurden.
Maße: Rahmen 57,5 × 46,5 × 7,5 cm / Studentenmütze Ø ca. 19 cm
Quellen und Zitat:
Ostwald, Wilhelm: Lebenslinien, Erster Teil, 1926
Die freie Enzyklopädie Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Baltische_Corporation_Fraternitas_Rigensis_Dorpat