Objekt des Monats Februar 2024
Weißes Gold
Einen Anlass für eine besondere Form des Gedenkens bot im Jahr 1978 der 125. Geburtstag Wilhelm Ostwalds. Der volkseigene Betrieb Porzellankombinat Colditz fertigte ohne offiziellen Auftrag eine kleine Stückzahl von Porzellanplaketten. Diese zeigen auf der farbigen Seite außen die Inschrift Wilhelm Ostwald 1953 – 125 – 1978 und innen den von Ostwald entwickelten Farbkreis mit 8 Vollfarben, in dessen Zentrum die Formel des Ostwaldschen Verdünnungsgesetzes steht. Die Gestaltung dieser Seite greift zwei essenzielle Bereiche in Ostwalds Forscherleben auf: die messende Farbenlehre und das von ihm 1888 formulierte Verdünnungsgesetz, welches den Dissoziationsgrad schwacher Elektrolyte in chemischen Lösungen beschreibt.
Die in Schwarz und Weiß gehaltene Rückseite der Plakette ziert das Siegel der Akademie der Wissenschaften der DDR, die in der Nachfolge der Preußischen Akademie der Wissenschaften stand. Das Motiv zeigt daher den Adler, der zu den Sternen des nach ihm benannten Sternbildes emporsteigt, welche durch 5 Punkte oberhalb des Adlers symbolisiert werden. Das lateinische Motto COGNATA AD SIDERA TENDIT bedeutet in etwa „Er [der Adler] strebt zu den verwandten Gestirnen“. Diese Darstellung ist auf den Begründer der Kurfürstlich Brandenburgischen Sozietät der Wissenschaften Gottfried Wilhelm Leibniz zurückzuführen und wurde 1700 erstmals auf eine Erinnerungsmedaille geprägt. Nach über 300 Jahren ist diese Darstellung nach wie vor Bestandteil des Dienstsiegels der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften.
Zunächst wurden die Porzellanplaketten gebrannt, dann glasiert und im Anschluss nochmals gebrannt. Im Schmelzfarbenwerk Magmalor erfolgte der Farbauftrag von Hand. Danach wurden die Farbflächen in elektrisch betriebenen, sogenannten kleinen Muffelöfen bei 850°C haltbar gemacht.
Die Porzellanmalerei, insbesondere das Bemalen von Porzellan mit Hand, ist eine mehrere hundert Jahre alte Handwerkskunst und Teil des Immateriellen Weltkulturerbes Deutschlands. Dem Kurfürsten von Sachsen, August der Starke, wird eine besondere Leidenschaft für das „weiße Gold“ nachgesagt. In seiner Regentschaft entwickelten Johann Friedrich Böttger und Ehrenfried Walther von Tschirnhaus um 1705 die Herstellung des ersten europäischen Hartporzellans – des sogenannten „Weißen Goldes“, welches bis heute in der Staatlichen Porzellanmanufaktur Meissen hergestellt wird. Die bedeutende Porzellanfabrik in Colditz wurde hingegen 1997 stillgelegt und 2007 wurden fast alle Gebäude abgebrochen.
Abmessungen: Durchmesser 68 mm, Höhe 5 mm